UEM Schlusslichter (#13) – Auf der Suche nach der verlorenen Unterfränkischen
Donnerstag, 12. Mai 2022Der UEM Zug hat den Wertheimer Bahnhof verlassen. Wo ist der nächste Halt? Möglicherweise Erlenbach bei Marktheidenfeld? Dort gibt es bereits den kommenden potentiellen Bewerber. Allerdings muss die Hallenverfügbarkeit noch geklärt werden. Nach der UEM ist vor der UEM. Die Proust’sche Suche nach der verlorenen Unterfränkischen seitens Jonathan Simon in dessen Berichten hat ihr einstweiliges Ende gefunden.
Die 75jährige Tradition des mittlerweile 101jährigen USV mit den Austragungen der Unterfränkischen Einzelmeisterschaften seit 1947 ist zurück, nicht mehr ganz so selbstverständlich in Zeiten Coronas, Zeiten eines digitalen Schachbooms, aber gleichzeitig parallelen Niedergangs des Clubabends und Vereinswesens.
Die Unterfränkischen Meisterschaften sind mehr als nur das Bewegen von Schachfiguren oder ein Wettkampf um Sieg und Aufstieg. Sie sind ein vertrautes Ritual in komplexen Zeiten und besitzen eine große soziale Komponente, die man in Zeiten von Lockdown und Abstand vermisste.
Meine Unterfränkische „Tradition“ reicht zurück bis ins Jahr 1986, in die Lauertalhalle von Maßbach, als es noch bis zu 2 Hängepartien (Was ist eine Hängepartie? Fragen sich die Jüngeren unter uns…) , teilweise um 22 Uhr angesetzt, pro Tag gab, um abgebrochene Partien fortzusetzen. Runden wurden nicht per Computer, sondern per Hand und „Geschick“ gepaart. Manchmal, und insbesondere vor den letzten Runden geschah dies in Geheimbundsitzungen schelmisch, manipulativer Zirkel.
In den Hängepartien trainierte man en passant Endspielbehandlung und studienhafte Wendungen. Es war eine Zeit, in der man sich zum großen Schlachtschüsselessen, auf meterlangen Holzplanken serviert, in der Halle verabredete. Die Zuteilung zu Übernachtungszimmern geschah nicht per booking.com, sondern wurde über Gastfamilien des ausrichtenden Vereins organisiert. Ich kann mich noch an zwangsarrangierte😉 Übernachtungen mit „zugeteilten“ Schachkollegen aus Prichsenstadt und Heidingsfeld in Doppelzimmern erinnern. All diese Merkmale stärkten die Gemeinschaft.
Und auch die jüngsten, 71.ten Unterfränkischen Meisterschaften bleiben in bester Erinnerung: Blendend gutes Wetter, liebliche Altstadtgassen und Fachwerk, eine geräumige Spielhalle, gut gelaunte Schachkollegen, die ihrem Hobby eine Woche frönen konnten, eine tolle Organisation mit elektronischen Schachbrettern, blaugelbe Farbtupfer, Kuchen bis zum Abwinken, und und und…
In der Hoffnung, auch im kommenden Jahr ein solches Event zu erleben noch ein paar selbstgeschossene Impressionen:
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Oksana & Hand-Jörg Gies trauten sich 😉…und hatten maßgeblichen Anteil am Gelingen der UEM in Wertheim
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Jürgen Müller, Internationaler SR, Deutscher Meister und Turnierorganisator-Großmeister, kalibrierte täglich die filigranen elektronischen Bretter und brachte Internationalen Flair an den Untermain.
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King Arthur, digitaler, DWZ gewichtiger „Thuri“ mit großem Schachpotential, hat den MI Aufstieg nur knapp in der letzten Runde verpasst.
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Can Ersöz, Wertheimer Urgestein, Dritter der MII und Aufsteiger in die Meisterklasse I – wir sehen uns!
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Dr. Dirk Schellenberg, MII Vizemeister, hoch konzentriert und im kommenden Jahr ebenfalls auf MI Punktejagd
Jonathan Simon, Masterstudent, modischster Schachspieler des Turniers, Wahlheimat Augsburg und exzellent-prämierter Verfasser von Schacherzählungen
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Timo Helm, Vollblutschachspieler gepaart mit staubtrockenem Rhön-Grabfelder Humor, liebt verschachtelte Stellungen, in denen er sich austoben kann.
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Michael Scholz, Schach Enthusiast, Anhänger des Skandinavischen, konnte als Einziger Ludwig Roth in der MII Einhalt gebieten, großer Respekt vor seiner schachlichen Leistung
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Robert Huck, Alzenau, taucht tief in seine Stellungen ein, Endspurt mit 3 aus 4 in den letzten vier Runden der MII
… gehören zur elitären Vater-Sohn Gilde, die bei den Unterfränkischen zeitgleich teilnahmen. Dazu gehör(t)en Walter & Claus Behl, Alfred & Martin Hock?, Fred & Fabian Englert, Fritz & Michael Scholz, Gerhard & Jürgen Müller, Klaus & Robert Link ….und…wer kennt noch mehr Vater-Sohn Duos?!?
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Klaus Oster, sympathischer Vertreter Sailaufs, sportlich kraftvoller Typ, stieg mit 3,5 Punkten ganz knapp aus der MI ab
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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, erstmalige Teilnahme von Johannes Wambach aus Erlenbach am Main
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Klaus Engelbrecht, rechts, vom SK Bad Neustadt mit 4/9 im Aufstiegsturnier, kompromissloses Schach, nur Nullen oder Einsen, kein Remis
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Konrad Diener, 1.Vorsitzender von Germania Erlenbach, potentieller Ausrichterverein 2023, auch im Jugendtraining hoch engagiert
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Daniel Hofmann, erste Unterfränkische, DWZ 900, spritziges Schach und gleich 5 Punkte im Hauptturnier geholt!
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Feste Größe im Unterfränkischen Schach, der Bad Königshofener Gunter Beyersdorf, ebenfalls 5 Punkte im HT
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Ekkehard Weineck vom Würzburger SV errang mit 5,5 aus 9 und dem vierten Platz, Aufstieg in die MII, Glückwunsch!
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Anton Hennig steht für Emotionen am und ums Brett, stets mit hoher Leidenschaft, diesmal reichten seine drei Punkte nicht zum Klassenerhalt in der MII
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Fred Englert, Vizemeister im Hauptturnier, pendelte zum Daumendrücken beständig zum Sohn in der MI, im Resultat erfolgreich😉
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José Rodriguez machte seine erste Unterfränkische enorm Spaß, demnächst nicht nur mit Lederjacke, sondern auch mit DWZ Weste ausgestattet.
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Name Burkot, diesmal ist es Schwester Sofiia, ebenso mit Doppel „ii“, erfolgreiche schachliche Zukunft, 4/9 im Hauptturnier, trainiert seit Kurzem beim SK Klingenberg
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Wolfgang Max Schmidt, SK Bad Neustadt, RockmeetsChess Organisator, immer Smart unterwegs, setzt auf sein Maskottchen „Rüssel“ , 5/9 (HT)
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David-Andrei Valean, einziger Teilnehmer vom Traditionsverein Schachklub Schweinfurt. Von ihm wird noch zu hören sein. Siebter in der Endabrechnung mit 5 Punkten im Aufstiegsturnier.
Impressionen aus der Turnierhalle:
- (Fotos K. Link )
- UEM Partien auf : https://live.ufra-schach.de/2022/index.html
- UEM Bericht der Mömbriser Schachfreunde: „Vier Piraten auf Aufstiegskurs?“
Bis nächstes Jahr! 😉
[KL]