Die Protagonisten:

Kalinina Larisa, WIM und Führerin der schwarzen Dame (DWZ 2107)

K. Link, Klötzchenrücker, Besitzer eines Fahrstuhl Führerscheins der Klasse MI – MII und Führer der weißen Drama Queen (DWZ 1899)

Im Sizilianer Alapin, wo zieht sie ihre Dame hin?
Im zweiten Zug? Ist das denn klug?
Experten wenden sich mit Graus – bis nach a5 – schiebt sie die Dame raus!

Doch nur die Springer sind am Rand – und nicht die Damen – eine Schand.
Kein bisschen fußfaul, lässt sie sich gar nicht lange bitten,
Behende zieht sie in die Mitte.
Doch auch von dort erhält sie Tritte –
vom Bauern Kick (e4), und Bruder Keck (d4)
denn Kick zieht weit nach vorn!
Und ist der Dame’s Aug ein Dorn

Die schwarze Queen den Keck verspeist – (wenn dies auch widerwillig)
und ihn sogleich in Stücke reißt.
Die Beute wird nicht billig!

Die schwarze Königin kommt nicht umhin, verfolgt nun auch vom Turm
sucht Schutz derweil auf Feld de drei (d3),
vor Blitz und Donner und auch Sturm.
Das Eis jedoch ist viel zu dünn, es bricht sofort entzwei!

Die schwarze Dame, ihr droht jetzt Atemnot,
Sie hustet, prustet aus dem tiefstem Schlot.
Es scheint, sie kriegt das Gnadenbrot.

Ergreift nochmals die Flucht, verschanzt sich hinterm Bauernwall
Doch kommt ein (Doppel-?)Wumms – und das mit Donnerknall
Das Bäuerlein f5, und das ist bitter,
Brutal zerstört, in viele Splitter.

Die weiße Dramaqueen jedoch, die zaudert,
und dem Betrachter übel schaudert,
Es wird ihm schlecht, wenn er dies sieht:
Die weißen Stümperzüge, (die es nun reichlich gibt.)
Anstatt vereint mit Turm-Bee-Sieben (35.Tb7!)
und Engine-Matt in 20 Zügen –
Sieht man die Queen Gewinn verprassen. (35.Db4+? nur noch +10.00)
Als wenn‘s nix wär, solch Chancen – mir nichts, dir nichts – weg zu schassen.

Es knarzt, es barzt, und schlimmer noch!: das Schachbrett harzt ;-o
Man hört das Gleichgewicht schon biegen.
Und sich zur schwarzen Seite wiegen.

Ein vor-
(40.Kh3? = / 40. Kg3 +7.00)

und -allerletzter Bock
(41.Tf5?? – +/ 41. Kg3=)

Dann kommt der End-finale Schock:

Der Weiße König, der war nicht verreist.
Zuhaus noch, doch im eignen Haus verwaist
Die Frau fernab – „Siberia“
Ihr Gatte schreit: „Hysteria“

Es bläst zum Schluss die schwarze Mama,
gleich einem Shakespeare’resken Drama,
dem feindlichen Monarch sein Lichtlein aus.
Schleift sie ihn auf den Richtplatz raus.

Wo er gar schlimm wird mattgesetzt
Sein Herr, der blickte nur entsetzt!
Erlebt mit Endtragödie Clou
Sein allergrößtes Waterloo.

Und die Moral von der Geschicht‘?:

Ihr glaubt es mir – oder auch nicht!
Was arglistig mit 2.-Da5 begonnen
Das hat die Killer-Queen sich ausgesonnen.

Weshalb man nie soll Damen trauen,
Denn hüte Dich vor ihren Klauen!
Wenn sie als dunkle Damen wandeln
Musst ganz entschlossen du – nicht fahrig handeln.

Die schwarze Zähigkeit war klasse,
Mit Findigkeit und Mut.
Die weißen Patzer aber, die sind nicht zu fassen,
drum sollt ich‘s bei Mau Mau belassen,
– und alles wäre gut…

 

Ich erlebte einen Temperatursturz meiner Selbstzufriedenheit. Und da ich Humor nur im Ernstfall verwende, genehmigte ich mir nach dieser Niederlage eine große Portion Selbstironie („Sei stärker als deine Ausreden“) und verzieh mir die Partie gleich mal selbst. („Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weitergehen“.)
Dazu passgenau die Weisheiten der Woche aus dem Dettinger Mitteilungsblatt vom 21.04.2023:
„Es ist eine alte Erfahrung im Schach, dass die guten Partien Genuss bieten, die verkorksten aber Belehrungen liefern.“ – Vladimir Vukovic (Autor)

KL

Quellen:
• Fotos: pixabay.com, Oksana Gies
• Partie zum Nachspielen:
K. Link – WIM Larisa Kalinina , Runde 3 No. 8 (Auswahl über Klicken der blauen Kopfleiste)
https://view.livechesscloud.com/#f4dabe5c-16ab-4ca5-b89d-54b1f7bf4256

• „Queen in Siberia“, Stilmittel, Metapher von GM Daniel King, um eine weit abseits stehende Dame zu charakterisieren, in deren Abwesenheit oft schlimme Dinge auf der anderen Brettseite passieren können …
• Killer Queen ist ein Lied der britischen Rockband Queen aus 1974.
• (Doppel-?)Wumms -> Wortschöpfung von Kanzler Olaf Scholz für kräftige und erforderlich Maßnahmen …
• Das Dettinger Mitteilungsblatt https://schachclub.sf-dettingen.de/?page_id=1011 ist ein Quell hervorragender Zitate und Weisheiten und wird von Schachfreund Florian Völlinger zusammengestellt & befüllt 😉
• „Etwas gleich mal sich selbst verzeihen“, ein weiser Ratschlag aus: 50 Sätze, die das Leben leichter machen: Ein Kompass für mehr innere Souveränität, von Karin Kuschik (Autor)
• Mitleid ist die übelste Form der Empathie 😉 – und: Die elektronischen Bretter zerren die eigenen Unfähigkeiten bis an die Landesgrenzen der Republik:

• Die Quelle des Humors ist nicht die Freude, sondern das Leid

• Schulterklopfender Kommentar von N.H. nach der Partie: „Also Du, die Stellung deiner Gegnerin … So möchte ich tot nicht überm Zaun hängen!“ . Gegenfrage: „Sind wir nicht alle Wissensriesen und zugleich Umsetzungszwerge?“ (Roger Willemsen)