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Geschichten aus Arnstein #2: Den Springer auf a3 muss man doch opfern!

Hatte der Springer auf a3 eventuell noch andere Pläne? (Bildquelle: USV)

In der achten Runde saßen sich im Aufstiegsturner mit Günter Mehling von der Spielvereinigung Stetten und Christoph Bardorz vom TSV Rottendorf zwei Spieler im Aufstiegsrennen gegenüber.

Die Kontrahenten in unserer zweiten Geschichte aus Arnstein. Bildquelle: USV/Markus Veldkamp

Nach einer schon vorher komplizierten Partie stand Günter nach dem schwarzen 20. Zug vor einer schwierigen Entscheidung. Sein Springer auf a3 war angegriffen und hatte kein gutes Feld. Allerdings waren mit der Dame und dem Läufer auch zwei schwarze Figuren sehr weit weg vom eigenen König (Bild 2)

Bild 2: Partie nach dem 20. Doppelzug.

In der Analyse während der Partie sagte Günter, er habe keine Lust auf eine sehr lange Partie gehabt, weswegen er sich entschied, mit 21.Te7 den Springer zu opfern und seine Chancen im Königsangriff zu suchen. Dies führte zu einer ultrascharfen Partie.

Beide spielten zunächst richtig: 21…Dxa3 22.Tdd7 Tf7 23.f6 Weiß gießt immer mehr Öl ins Feuer und versucht jetzt, den schwarzen König freizulegen. Schwarz reagiert richtig mit 23…Dc1+, um die Dame in die Verteidigung einzuschalten, doch nach 24.Kg2 ergab sich eine kritische Stellung (Bild 3).

Bild 3

Zwei weiße Bauern konnten geschlagen werden. Christoph entschied sich dafür, mit 24…gxf6 den gefährlicheren der beiden zu eliminieren, doch dies war ein Fehler, der seinen gesamten Vorteil wegwarf. Stattdessen wäre 24…Dxc3 richtig gewesen, weil die Dame von dort aus den Bauern f6 angreift und dadurch indirekt g7 deckt. Auch Dc6+ ist eine wichtige Ressource.

Das Problem an 24…gxf6 ist, dass dadurch der schwarze König geschwächt wird. 25.Txf7 Lxf7 ist das einzig Richtige, doch danach verpasste Günter seine Chance zum Ausgleich (Bild 4).

Bild 4

26.Txf7!, ein weiteres Opfer wäre richtig gewesen, weil der schwarze König nach 26…Kxf7 27.Dxh7+ so offen ist, dass er dem Dauerschach nicht entkommen kann. Dies war aber sehr schwer zu erkennen, weswegen Günter einen anderen attraktiven Zug spielte und mit 26.Dxf6 seine letzte Figur in den Angriff einschaltete.

Die Partie ging weiter mit 26…Tf8 27.f3 Dc2+ 28.Kg3 Dg6 29.Dd4, wonach es so aussieht, als könnten alle weißen Drohungen abgewehrt werden. Allerdings einigten sich beide Spieler einen Halbzug später auf ein Remis! (Bild 5)

Bild 5

Was war passiert? In der Analyse nach der Partie stellte sich heraus, dass beide Spieler dieselbe Ressource übersehen hatten. Beide dachten, dass Weiß auf 29…Dc6 (was Christoph spielen wollte), 30. De5 spielen könnte und nach 30…Dxd7 mit 31. Dg5+ gefolgt von Df6+ Dauerschach geben. Dabei entging ihnen, dass 31.Dg5+ von Lg6 beantwortet werden kann, wonach Schwarz völlig auf Gewinn steht (Bild 6).

Bild 6

Deswegen spielte Christoph nicht 29…Dc6, sondern 29…De6 und bot (in einer Stellung, die bezeichnenderweise immer noch gewonnen für Schwarz ist) Remis an.

Diese Partie ist ein gutes Beispiel für die praktischen Schwierigkeiten im Schach, denn auch in der Analyse, bei der auch zwei M1-Spieler dabei waren, dauerte es einige Zeit, bis der korrekte Weg zum Sieg gefunden werden konnte.

Die ganze Partie kann man hier nachspielen: Lichess

(Arthur Friesen)

In memoriam Klaus Link (1966-2024)