10 Fragen an Katharina Senft
Sonntag, 1. Dezember 2024Katharina Senft im Heimtrikot des SK Arnstein (Bildquelle: Katharina Senft)
Wer sich in Unterfranken mit Schach beschäftigt oder hier Turniere spielt, wird recht schnell auf den Namen Katharina Senft treffen. Für ihre schachliche Wahlheimat SK Arnstein spielt sie nicht nur in der Verbandsrunde in der Kreisliga Mitte, sondern ist auch fast immer mit großer Begeisterung bei den Opens dabei. Als Verantwortliche für die Jugendarbeit im Verein zeigen sich auch hier Erfolge in der Begeisterung der Jugendlichen, so konnte bei den kürzlich ausgetragenen Kreismeisterschaften mit Sara Elias die Kreisjugendmeisterin in der U10 sowie mit Nestor Elias der Kreis-Vizemeister in der U12 und Linus Rauh in der U14 Platz 3 für den SK Arnstein errungen werden. Die nimmermüde und hochengagierte junge Frau beteiligt sich auch auf Verbandsebene erfolgreich als Frauenschachbeauftragte und Bezirksjugendleiterin. In letzterer Funktion trägt sie wichtige Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen im Bezirk und damit für die Zukunft des USV. Katharina ist auch eine sehr gefragte Referentin beim Bayerischen Schachbund, z.B. hat sie dieses Jahr zum 2. Mal in Folge einen Vortrag bei der Bayerischen Schachakademie gehalten. Trotz ihres vollen Kalenders ist es uns über Insider gelungen, mit Katharina ein Interview im Rahmen der 10 Fragen an … zu führen.
Die Begeisterung von und das Geschick im Umgang mit Menschen ist Katharina wohl in die Wiege gelegt worden. Ihre berufliche Laufbahn startete mit einer dreijährigen Ausbildung zur Hotelfachfrau in einem 4-Sterne Hotel in Bad Kissingen – symbolträchtig lag ihr Ausbildungsplatz direkt neben den großen Freilandschachbrettern im Kurpark. Nach ihrer Ausbildung tauschte sie die Koffer gegen Container und startete eine zweite Ausbildung als Kauffrau für Speditions- und Logistikdienstleistungen. Ihr aktueller Job ist im Öffentlichen Dienst bei der Regierung Unterfranken, aber das Lernen ist unverändert ihr Steckenpferd. Berufsbegleitend durchläuft Katharina momentan ein Masterstudium in den Wirtschaftswissenschaften. Eine echte Allrounderin! Unverheiratet, aber nicht mehr zu haben, wohnt sie (natürlich!) mit einem Schachspieler in ihrem Heimatort Arnstein, in den sie nach 7 Jahren auf der Walz zurück gekehrt ist. Neben dem Schach versucht Katharina sich sportlich fit zu halten, wir kommen später darauf noch zu sprechen.
Frage 1: Wie bist Du zum Schach gekommen und was hat Dich dort gehalten?
Zum Schach kam ich eigentlich durch meinen Vater, der mir die Grundzüge des Spiels beibrachte – wie alt ich damals war, weiß ich leider nicht mehr, aber der Gedanke daran bleibt. So richtig „infiziert“ wurde ich dann mit 12 Jahren, als ich über das Ferienprogramm der Stadt Arnstein beim Angebot des Schachklubs Arnstein landete. Schon bald nahm ich an Jugendturnieren teil und durfte auch einige Pokale mit nach Hause bringen – dank getrennter Wertungen für Mädchen und Jungen war die Ausbeute sogar ziemlich beeindruckend! Dass ich das einzige Mädchen im Verein war, störte mich nicht – im Gegenteil, ich fand Duelle gegen Jungs immer spannend und habe selbst früh angefangen, das Schachfieber weiterzugeben und meine Cousinen und Cousins für das königliche Spiel zu begeistern (war nur leider nicht so nachhaltig wie bei mir). Während meiner Ausbildung in Bad Kissingen blieb ich dem Schachklub Arnstein zwar fern, aber treu. Nach einer 7-jährigen Pause vom Turnierschach aufgrund schulischer und beruflicher Verpflichtungen, kehrte ich nicht nur in meinen Heimatort, sondern natürlich auch zum Schachklub Arnstein zurück.
Frage 2: Was war Dein größter sportlicher Erfolg im oder außerhalb des Schachs?
Mein sportlicher Lebenslauf? Sagen wir mal, ich bin Meisterin der Mittelmäßigkeit! Seit der 3. Klasse kickte ich mit den Jungs im Fußball bis zur U18 – wir wurden ein paar Mal Meister, wobei mein Beitrag eher moralischer Natur war. Im Schach ging es für mich nie über die unterfränkische Jugendeinzelmeisterschaft hinaus. Doch ich schätze meine sportliche Vielseitigkeit: In allen Disziplinen bin ich mit solider Begeisterung durchschnittlich – und das ist für mich schon ein echter Erfolg!
Frage 3: Dieses Jahr hast Du Deinen ersten Vollmarathon erfolgreich bestritten. Warum tut man sich das an und hast Du beobachtet, ob sich deine Gedanken und Gefühle im Laufe der 42 km verändert haben? Kann man daraus Lehren für den Schachsport ziehen?
Man muss schon ein bisschen verrückt sein, um sich 42 km am Stück anzutun – aber eigentlich hält sich der Schmerz währenddessen in Grenzen. Tatsächlich macht der Trainingsweg den eigentlichen Reiz aus: zu sehen, wie man sich stetig verbessert und schließlich das Ziel erreicht, ist einfach ein großartiges Gefühl! Der Marathon wird auch im Kopf entschieden, besonders wenn man – wie ich – über 5 Stunden unterwegs ist. Darum habe ich mir ein passendes Buch zur mentalen Vorbereitung geschnappt, dass interessanterweise auch Schach als Beispiel für Fokussierung nennt. Die mentale Stärke, die ich mir für den Lauf antrainiert habe, ist tatsächlich im Schach ebenso nützlich.
Frage 4: Du bist ja sowohl im Jugendbereich als auch als Frauenschachbeauftragte ehrenamtlich aktiv. Siehst Du Ideen, wie man den Frauenanteil im Schach schon im Jugendbereich fördern kann?
Ja, ich sehe einige Ansätze, um den Frauenanteil im Schach bereits im Jugendbereich zu fördern. Es ist wichtig, gezielt einladende und unterstützende Umfelder zu schaffen, in denen Mädchen sich von Anfang an wohlfühlen und motiviert bleiben. Das kann durch spezielle Trainingsgruppen für Mädchen, inspirierende weibliche Vorbilder sowie die Förderung von Gemeinschaftsgefühl und Teamgeist geschehen. Zusätzlich könnten Trainerinnen im Jugendbereich verstärkt eingebunden werden, um Mädchen zu inspirieren und ihre Entwicklung aktiv zu begleiten. Auch die Vernetzung unter jungen Spielerinnen könnte durch Mädchentrainings (so wie wir es am 7.12.24 in Klingenberg durchführen) und Mädchenschachcamps oder spezielle Workshops gestärkt werden. Solche Maßnahmen könnten das Interesse und die Begeisterung für Schach bei Mädchen nachhaltig fördern und ihre langfristige Bindung an das Spiel unterstützen.
Frage 5: Welchen Menschen würdest Du gerne mal treffen und was wäre Deine wichtigste Frage?
Dazu fällt mir leider nichts ein.
Frage 6: Du gewinnst eine Reise ins All als Weltraumtourist. Bist Du dabei? Und warum?
Ich muss zugeben, dass ich ein ziemlicher Angsthase bin, wenn es um solche waghalsigen Abenteuer geht. Eine Reise ins All klingt zwar faszinierend, aber ich würde wohl zu sehr vor den Risiken zurückschrecken – daher wäre ich lieber nicht dabei.
Frage 7: Dein Geheimnis für körperliche und geistige Fitness?
Ich setze mir ständig neue Ziele und arbeite daran, sie zu erreichen. Dabei lerne ich, mich selbst zu strukturieren und zu motivieren, um meine Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Langweilig wird es dabei nie! Ob ich nun meinen ersten Marathon laufe oder ein Fernstudium absolviere – ich bin überzeugt, dass sowohl Körper als auch Geist unendlich wachsen können, wenn man sich regelmäßig neuen Herausforderungen stellt.
Frage 8: Welches Buch, welche CD und welcher Film müssen mit auf die einsame Insel?
Lieblingsbuch habe ich aktuell keines, aber „Lauf Wigald, lauf“ finde ich persönlich sehr amüsant als Hörbuch. CD: Rock- und Metalmusik z. B. Volbeat, Film: Walt Disneys Mulan (aber bitte nicht die Neuverfilmung! Sondern der Zeichentrickfilm, indem Otto Waalkes dem Drachen seine Stimme verleiht)
Frage 9: Welchen Schachspieler bewunderst Du am meisten?
Ich tue mich schwer mit festen Vorbildern, aber ich bewundere all jene Schachspieler, die am Brett auch unter großem Druck – sei es durch die knappe Bedenkzeit oder die Bedeutung der Partie – die Ruhe bewahren und die besten Züge finden. Das fällt mir nämlich selbst äußerst schwer.
Katharina auf den Schweinfurt Open 2024 mit Schwarz gegen einen bekannt starken Spieler aus Unterfranken (Bildquelle: Katharina Senft)
Frage 10: Dein wichtigstes Ziel für die Zukunft?
Ein einzelnes, übergeordnetes Ziel gibt es für mich nicht. Schachlich möchte ich mich weiterentwickeln, denn ich sehe noch Potenzial, das ich ausschöpfen kann. Beruflich strebe ich an, mein Fernstudium so bald wie möglich und mit bestmöglichen Ergebnissen abzuschließen, um beruflich die nächste Stufe zu erklimmen. Für den Schachklub Arnstein habe ich das Ziel, den Verein weiter wachsen zu lassen. Außerdem möchte ich die Unterfränkische Schachjugend weiterhin erfolgreich mitgestalten und mich als Damenwartin im USV dafür einsetzen, den Frauenanteil in Unterfranken zu fördern.
Vielen Dank Katharina für Deine ausführlichen und spannenden Gedanken.
In memoriam Klaus Link (1966-2024)
(MVE)