UEM Blitzlichter #5 – Eine für drei – Drei für eine
Samstag, 27. April 2024Christiane Köberl muss man einfach kennen. Letztes Jahr erst stieg sie in die schwergewichtige Meisterklasse II auf. Wer sie kennt, weiß, dass dies kein Grund für die Frohnatur ist, zauderhaft gegen den Abstieg zu spielen und womöglich noch zu mauern, wenn es darum geht, die erforderlichen Punkte Eichhörnchen gleich 🐿️ für den kommenden UEM Winter zu sammeln. Nein – Christiane spielte kompromisslos und erfrischend leidenschaftlich auf Sieg!
In Runde 1 und 2 setzte sie gleich zwei Ausrufungszeichen – !! -, in dem sie zunächst den 100 DWZ höherrangigen Thomas Becker schlug, und gleich darauf in Runde 2 Remis gegen den späteren Vierten, König Arthur, den Friesen zu spielen 😉. Es geht dabei aber nicht, um das „das“, sondern auf welche Art und Weise die Schachkämpferin ihre Punkte erreicht.
Mit 10.g4 und einem lupenreinen Bajonettangriff leitete sie in der erwähnten Erstrundenpartie eine musterhafte Behandlung des weißen Angriffs in der Londoner Partie ein.
11.-Se5? verliert eine Figur, ein Geschenk, das Christiane gerne annahm.
Mit der Mehrfigur im Gepäck zögerte sie mit klar-strukturiertem Angriffsplan (0-0-0, Tgg1, h4-h5, Sf3e5) keine Minute.
Später warf 22.-b4 23.Sd7 weitere Früchte in Form eines Qualitätsgewinns ab.
Nach 31.h5 ließ sich Schwarz den weiteren Partieverlauf nicht mehr zeigen.
In der siebten Runde traf Christiane Köberl auf den UEM erfahrenen Michael Scholz. „Drei für eine“ war das Motto der Partie. Denn drei Figuren für ihre Dame heimste die weiße Spielerin für ihre stärkste Königin ein. Nach dem etwas provokanten Bauernzug 15.e5 (Lh2!?) Lf5 war ihre Dame und stärkste weiße Figur bedroht.
Nachdem sich der Rauch gelichtet hatte, gerieten Figurenspiel und Beweglichkeit eher der Weißen als dem schwarzen Spieler zum Vorteil:
21.d5 und der schwarze Bauernwall bleibt im Morast stecken.
Nach Klärung der e-Linie waren es denn auch die weißen Türme und beweglichen weißen Leichtfiguren, die dominierten, als vielmehr das bräsige Spiel der schwarzen Schwerfiguren, die entweder weit vom Schuss (Queen in Siberia) oder unkoordiniert fußkrank waren (split rooks):
„Drei für eine!“, „Drei für eine!“ hörte man den Schlachtruf weithin schallen. Nichts war mehr von der schwarzen Streitmacht zu erwarten. Der d6 Bauer fiel und ein letztes Aufbäumen mit dem Schlagen des weißen Läufers auf d5 waren die letzten Zuckungen schwarzen Widerstandes.
Der weiße Springer nahm tödlich auf f6. Mattbilder zogen bereits schemenhaft am schwarzen Horizont auf. Mit 41.g4!! anstelle des profanen 41.Se1?? wären diese Mattbilder real geworden. So aber, war es Schwarz, gerade noch vor dem Höllenabgrund, der sich nach 41.-Td2 unter Bindung des Te2 retten konnte und sogar noch den finalen Sieg einheimste.
Stattdessen naht der grauenvolle Abgrund nach 41.Se1?? Td2 42.Kg1 Dxb2 43. Kf1 Txe2 44.Sg8+ Kg7 45.Txe2 Dxe2 46.Kxe2+ b2 in Form eines jämmerlichen vorrückenden Bäuerchens auf b3:
Tragödie.
Solche Spiele zeigen, was Christiane noch alles im Köcher hat und auf was wir uns bei kommenden Unterfränkischen Meisterschaften freuen können, gleich ob es heuer auf dem 11.ten und letzten Abstiegsplatz nicht mehr zum Erhalt der M II ausgereicht hat. Das gezeigte Potential zeigt eindeutig, was C.K. noch alles unter der Motorhaube hat.
[KL]