Der A³ Lackmustest
Samstag, 24. April 2021Wie wir wissen, sind Corona und Digitalisierung sowohl Katalysator als auch Brandbeschleuniger. Sie akzelerieren und schärfen analog eines Brennglases Entwicklungen und nehmen sie vorweg.
Es braucht keine Glaskugel um vorauszusehen, welche Schachvereine oder gar Verbände in der Zukunft weiter Bestand haben, oder durch die Überalterung Leck schlagen und vergreisend kentern. Aktualität, digitale Angebote und modernes Aussehen auf der Homepage sind ein Lackmustest. (Die alliterative Triple A-A-A Regel)
Ich bediene mich an dieser Stelle Walter Rädlers Newsletter und zitiere:
„BITTE HABT ALLE EINE SEHR GUTE HOMEPAGE!
Was ist heutzutage die Visitenkarte eines Schach-Vereins? Richtig, die Homepage.
Diese ist oft unästhetisch, nicht aktuell und einfach überladen.
Egal, wer ihre Homepage auf Trab bringt, eine Öffentlichkeitsarbeit ohne gute Homepage ist ein Kampf gegen Windräder.“
Weitere Artikel zum Thema gab es bisher auch bei den „Perlen vom Bodensee“ unter:
https://www.chess-international.com/?p=27691
https://www.chess-international.com/?p=34857
https://www.chess-international.com/?p=34357
https://www.chess-international.com/?p=33093
Man kann sich bei der Betrachtung der Schachentwicklung von Vereinen und Verbänden in vielen qualitativen und quantitativen Kriterien der Analyse ergehen … und im Detail verirren:
Mitgliederanzahl und positive Trendentwicklung garantieren keine Bewerbungen für Ehrenämter oder erfolgreiche Besetzungen von Vorstandsposten.
Ebenso könnte man vehement die engagierte Jugendförderung postulieren. Aber was nutzt Windmühlenhaftes Jugendtraining, wenn Eltern ihre Kinder zahlreich, regelmäßig und pünktlich am Schachabend zustellen, diese mit 16 Jahren dem Verein aber den Rücken kehren?
Der Negativabdruck dieser Mitgliederentwicklung hinterlässt manche parodontöse Zahnlücke im Alterspyramidengebiss der Vereine.
Und dennoch boomt das Schach: In zweifach Golden Globe prämierten Netflix Serien, in inflationären Schnellschachturnieren der Weltelite oder im Internetschach. Können wir uns alleine auf diesen überraschenden und „unverschuldeten“ Erfolg verlassen, von ihm geschmeichelt fühlen, während der wöchentliche Schachabend verwaist? (und dies nicht nur wegen Corona…)
Drittens könnte man Kriterien wie die Teilnahme von Vereinsmitgliedern an Turnieren oder gar eigene Turnierausrichtungen anführen, Schachfeste, Vereinsfeierlichkeiten, die Durchführung von regelmäßigen Clubmeisterschaften, …
Ein einfaches Maßband subsumiert sich allerdings durch die eingangs erwähnten, repräsentativen A³– Indikatoren – Aktualität der Artikel, digitale Angebote (lichess Wettkämpfe, virtueller Schachunterricht und Vereinsabend, etc.) und modernes Aussehen der Homepage (WordPress oder ein ähnliches content management system).
Für jedes erfüllte Kriterium vergeben wir bei den Unterfränkischen Vereinen jeweils einen Punkt.
Bemisst sich die rote Liste der vom Aussterben bedrohten Vereinsarten an einer imaginäre Grenze von <= 2 Punkten, dann verbleiben leider nur noch eine Handvoll Clubs, die diese simplifizierte, aber dennoch aussagekräftige Hochsprunglatte von > 2 überqueren würde.
Dass diese Form einer alternativen Glaskugel Gaukelei nicht allzu weit hergeholt ist, zeigen Vereinsauflösungen (und Auflösungserscheinungen!) der letzten Jahre, inaktive Clubs ohne Meldepräsenz, oder von Patina und Mehltau benetzte Homepages.
So manche Vereine unterschätzen die Attraktivität einer Internetseite und das regelmäßige Angebot von virtuellen Schachabenden und Trainings. Sie müssen nach Corona womöglich ihre Reihen neu durchzählen.
Ich möchte nicht enden, ohne auf einige – viel zu wenige! -positive Unterfränkische (Einzel-)Beispiele hinzuweisen:
- Aktuelle lichess Turnierangebote Mainaschaff, Alzenau, Mömbris, Dettingen, USJ
- Moderne Homepages Aschaffenburg, Mömbris, USV – zukünftig Schweinfurt ?!?
- Schachartikel Mömbris
- Virtueller Vereinsabend SKK
- Online Jugendtraining Rottendorf, Würzburg
- Youtube Videos W. Kassubek
(Kein Anspruch auf eine erschöpfende Darstellung).
Den Lackmustest / Selbsttest kann indes jeder anhand der Meldelisten, Vereinshomepage und Punktemetrik in einfacher Weise durchführen – Und dies sogar ohne Wattestäbchen!
Ein, wenn auch persönlich gefärbter Bericht und Versuch einer Momentaufnahme zum Abschluss meiner vierjährigen Amtszeit als Medienwart – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Frohe Zeit, wünscht Euch
KL